Cecilia Ahern: „Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“

Eine Renzension

Sommersprossen“ – im Original „Freckles“ – ist der neueste Roman der irischen Erfolgsautorin Cecilia Ahern, erschienen 2021.

Inhalt

Die 24-jährige Allegra Bird lebt seit einigen Monaten im Dubliner Vorort Malahide, wo sie als eine Art Hilfspolizistin arbeitet und Strafzettel an Falschparker verteilt. Eigentlich wollte sie zur Polizei, aber da sie bei der Ausbildung abgelehnt wird, versucht sie, sich dem Wunschberuf auf diese Weise anzunähern.

Allegra wuchs bei ihrem Vater auf, einem Musikdozenten, mit dem sie auf Valentia Island lebte. Ihre spanische Mutter hat sie nicht gewollt und sie deshalb quasi gleich nach der Geburt bei ihrem Vater zurückgelassen. Von ihr hat sie den ungewöhnlich dunklen Teint und die schwarzen Haare geerbt, von ihrem Vater die Sommersprossen, die ihr in der Schule, einem katholischen Mädcheninternat, den Spitznamen „Freckles“ eingebracht haben.

Allegra nimmt ihren Job sehr ernst. Sie liebt und braucht Regeln und ihre Routine und neigt dabei zur Pedanterie. Häufig erntet sie dafür böse Blicke und Beschimpfungen, denn sie ist ziemlich genau und wenig nachsichtig beim Ausstellen von Strafzetteln. Dass sie noch dazu ein schlechtes Timing im Umgang mit Menschen hat und gern im falschen Moment das Falsche sagt, macht sie bei vielen ihrer Mitmenschen nicht beliebter.

Ein besonderes Ärgernis auf Allegras täglicher Runde ist ein gelber Ferrari, der immer ohne Parkschein abgestellt ist. Zwei Wochen lang stellt sie täglich einen Strafzettel für den Wagen aus – bis sie mit dem Eigentümer konfrontiert wird. Der bringt sie mit einer seltsamen Frage völlig aus dem Konzept:

„Es heißt, jeder Mensch ist eine Mischung der fünf Leute, mit denen er oder sie die meiste Zeit verbringt“, sagt er und funkelt mich weiter an, seine Nasenflügel beben wie bei einem Wolf. Spricht nicht gerade für Ihren Umgang, oder? Der hier ist wohl einer davon“, fährt er fort und deutet in Paddys Richtung. „Ich frage mich, wer die anderen vier Versager in Ihrem Leben sind.“

Cecilia Ahern: Sommersprossen, S. 66.

Damit erwischt er Allegra auf dem falschen Fuß. Zum ersten Mal, seit sie in Dublin ist, verschläft sie am nächsten Tag, wodurch ihre Routine aus dem Takt kommt. Den Rest des Tages ist sie so durch den Wind, dass sie regelrecht Angstzustände bekommt. Von diesem Moment an lassen seine Worte sie nicht mehr los und sie macht sich auf die Suche nach „ihren“ fünf Menschen. Nur einer davon steht für sie fest wie ein Fixstern am Himmel: ihr Vater, den sie liebevoll „Pops“ nennt.

Im weiteren Verlauf des Romans tut Allegra alles Erdenkliche, um die vier anderen Menschen zu finden, die ihr Leben beeinflussen und lässt sich dafür einiges einfallen. Außerdem erfahren wir, dass sie aus einem bestimmten Grund nach Dublin gekommen ist – aber ich will nicht spoilern. 😉

Mein Eindruck

Aherns Erzählstil ist flüssig und locker, wie man es von ihr kennt. Sie beweist wieder einmal ihre Vorliebe für etwas skurrile und schrullige Figuren.

Die Protagonistin Allegra spricht vor allem mein Mitgefühl an. Sie wirkt rast- und ratlos, hilflos ohne ihre Routine und immer etwas verloren in der Welt. Ihre Pedanterie wäre im wahren Leben wahrscheinlich nervig, aber eigentlich braucht sie die Regeln, weil sie ihr Stabilität und Sicherheit geben. Sie ist eine schriftstellerisch durchaus gelungene Figur, denn ich denke, genau diesen Eindruck soll sie auch machen. Nur an einer Stelle entsteht für mich eine gewisse Diskrepanz: Obwohl sie von sich selber sagt, sie sei nicht gut im Umgang mit Menschen, hat sie in einigen Situationen erstaunlich wenig Mühe, die Stimmungen und Gefühle ihrer Mitmenschen zu bemerken und zu verstehen. Trotzdem stößt sie tatsächlich immer wieder Menschen vor den Kopf, und was sie sich alles einfallen lässt, um die „richtigen“ vier anderen Menschen in ihr Leben zu ziehen, mischt dem Mitgefühl gelegentlich eine peinliche Note bei.

Identifizieren kann ich mich mit Allegra nicht; sie ist mir weder sympathisch noch unsympathisch. Da sie mir die meiste Zeit leidtut, blockiert das vielleicht andere Wege, mich ihr zu nähern.

Insgesamt erschafft Ahern auch bei den anderen Figuren lebendige, nachvollziehbare Charaktere, die alle ihre kleinen und großen Eigenheiten haben. Einen wirklichen Sympathieträger gab es unter ihnen für mich jedoch nicht.

Fazit

Ich lese schon seit „PS: Ich liebe dich“ regelmäßig Bücher von Cecilia Ahern. Einige davon mag ich sehr, lese sie immer wieder und finde sie sehr stimmig, fühle mit den Protagonisten mit. Bei anderen wiederum bleibe ich außen vor und tauche nie so richtig tief in die Geschichte ein.

„Sommersprossen“ ist ein Buch der zweiten Kategorie. Zwar kann ich mich durchaus in Allegra hineinversetzen und nachempfinden, wie es ihr geht und warum. Aber sie geht mir nicht so unter die Haut wie andere Figuren aus Aherns Büchern, etwa Lucy aus „Ein Moment fürs Leben“ oder Ivan aus „Zwischen Himmel und Liebe“.

Ich werde auch weiterhin Ahern-Bücher lesen, wohl wissend, dass einige davon mich mehr bewegen werden als andere. Interessant finde ich ihre Ideen immer, auch wenn die Umsetzung mich nicht jedes Mal mitnimmt. „Sommersprossen“ wird neben dem „Glasmurmelsammler“ wahrscheinlich eher einen der hinteren Regalplätze beziehen. Auch wenn ich jetzt wirklich gern mal nach Valentia Island fahren würde.

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